Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria Magdalena. — So steht es im Johannesevangelium im 19. Kapitel

Mutig steht sie vor dem Kreuz. Es ist gefährlich, sich als Anhänger des gekreuzigten Jesus zu zeigen, doch der, der da mit dem Tode ringt, ist ihr Sohn. Sie hat ihn ihr Leben lang begleitet, und es ist nicht nur Mutterliebe und Mutterschmerz, die sie unter das Kreuz geführt hat, sondern die Treue zu ihrer Aufgabe, Mutter des Erlösers zu sein.

Wie aber mag sich das angefühlt haben? Seit seiner Geburt und sogar davor, wusste Maria, dass ihr da ein besonderer Mensch anvertraut ist. Gottes Sohn – mit einer Bestimmung, die in seinem leidvollen Tod Vollendung finden sollte.

Was mag Maria damals gespürt haben? Maria sah wohl auch ihren eigenen Leidensweg, sie litt mit ihrem Sohn, sie begegnete ihrem Sohn auf dem Kreuzweg. Sicher hätte Jesus ihr diesen Anblick gern erspart.

Maria, die Mutter, blickt zu ihrem Sohn auf. Ein Blick, der tröstet, der „ich liebe dich“ sagt. Maria sucht seine Nähe und will ihm ihre Nähe schenken. Sie geht mit ihrem Sohn den ganzen Weg – von Betlehem bis Golgota.

Vielleicht geht ihr Blick zurück auf ihr Kind in der Krippe. Freude und Dankbarkeit, die Unbegreiflichkeit der Größe Gottes – bei allem jedenfalls ist es ein Blick tiefer Liebe, der von Maria ausgeht. Das Holz der Krippe ist nun das Holz des Kreuzes. Maria blickt hinauf zu Jesus. Ein Blick der Ohnmacht, der Verzweiflung, der Hingabe.

Und Jesus? Jesus blickt herab vom Kreuz auf Maria, seine Mutter.

Im Johannes Evangelium heißt es weiter: Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn!  Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.

Jesus leidet Schmerzen. Er hat viel erduldet, ist am Ende seiner Kraft, und doch sieht er seine Mutter. Die Frau, die Gott erwählt hat, ihn zu gebären, zu nähren, zu erziehen, zu begleiten. Aus  Liebe zu ihr, sammelt er seine Kraft und erfüllt seine Pflicht als Sohn, sich in guter Tradition um seine Mutter zu kümmern. Er sorgt dafür, dass sie nach seinem Tod zu ihren Lebzeiten gut versorgt ist und sich beschützt fühlen kann. Und so sorgen, lieben und achten der Jünger und Maria sich gegenseitig.

Was spricht aus alledem? Liebe, Mutterliebe und Gottes Liebe.
Als Eltern und auch gerade als Mutter lassen sich diese Emotionen auch besonders nach empfinden. Man kennt es vom Moment der Geburt an. Man erlebt die Unbeschwertheit der Kindheit und die Abnabelung in Jugendjahren. Da sind Freude, Sorgen, Ängste, auch mal Streit und Unverständnis – später lässt man sie, die Kinder, ziehen – sie müssen ihren eigenen Weg gehen, Erfahrungen sammeln, scheitern, Erfolg haben – doch egal, was immer Dein Kind auf seinem Weg erlebt, die Liebe ist da und wird immer bleiben.

Wir erleben es ja auch bei uns selbst, – wie sehr die Eltern uns stützen. Wie sich unser Verhältnis zu ihnen mit zunehmendem Alter wandelt und wie wichtig sie uns sind. Jetzt ist die Zeit, wo wir ihnen Liebe und Fürsorge zurückgeben können. Und wie sehr fehlen sie uns, wenn sie Gott zu sich gerufen hat. Da ist keiner mehr, den man um Rat fragen kann. 

In der Begegnung mit Maria am Kreuz zeigt sich auch Gottes Liebe. Er hat Maria erwählt, ein Leben lang an Jesus Seite zu sein, für ihn stark zu sein und bis zum Tod seinen – Gottes – Willen zu erfüllen. Er hat sie stark gemacht, und sie folgt Gottes Willen, auch wenn es für sie persönlich schwierig oder herausfordernd sein mag. Sie vertraut auf Gott und befolgt seinen Plan für ihr Leben.

Und so stand sie unter dem Kreuz und litt mit ihrem Sohn – aus Liebe und im Vertrauen auf Gott, der seinen Sohn gegeben hat. Für unsere Schuld opfert er sein Leben. Am Ende steht die große Liebe Gottes über allem.

Maren Gougeon, Melanie Voigt

Gebet

Du bist mit deiner Gnade da, Jesus.
Wir brauchen Halt in Erschütterungen.
Wir sehnen uns nach Freundlichkeit in unserer Angst.
Wir bitten dich:
Halte am Bund deines Friedens fest.

Deinen Frieden breite aus
über den Familien in Freudenberg,
über alle, die um Luise trauern.
Deinen Frieden breite aus
auch über den Mädchen, die sie töteten.
Deine Gnade trägt – in Schrecken und Schuld.
Halte am Bund deines Friedens fest.
Erbarme dich.

Deinen Frieden breite aus
über den Menschen in der Ukraine,
über denen, die für ihr Land kämpfen,
über denen, die inmitten von Zerstörung und Gefahr ausharren,
die zwischen Angst und Mut leben.
Deine Gnade gibt Stärke.
Halte am Bund deines Friedens fest.
Erbarme dich.

Deinen Frieden breite aus
über den Menschen im Iran,
über den Frauen, die aufbegehren
und über den Mädchen,
die mit Angst zur Schule gehen,
über allen, die auf ein Ende der Unterdrückung hoffen.
Deine Gnade ist stärker als die Macht von Diktatoren.
Halte am Bund deines Friedens fest.
Erbarme dich.

Deinen Frieden breite aus
über den Menschen in unserer Nachbarschaft,
über den Kranken und denen, die für sie sorgen.
Deinen Frieden breite aus
über denen, die sich ihr Brot zusammenbetteln,
die an den Tafeln anstehen,
über denen, die unter der Teuerung leiden
und die am Ende des Monats hungern.
Deine Gnade sei Quelle der Hoffnung.
Halte am Bund deines Friedens fest.
Erbarme dich.

Deinen Frieden breite aus
über unseren Kindern,
über deiner Gemeinde,
über deiner ganzen Kirche.
Deinen Frieden breite aus,
damit er deine Kirche erneuert,
damit er versöhnt, wo Hass regiert,
damit er uns leben lässt.
Deine Gnade heilt und verwandelt.
Jesus,
du Weizenkorn, du Brot des Lebens, du Lamm Gottes.
Wir bitten dich:
Halte am Bund deines Friedens fest.
Heute und alle Tage.
Amen.