„Advent und Weihnachten ist wie ein Schlüsselloch, durch das auf unsren dunklen Erdenweg ein Schein aus der Heimat fällt.“
Friedrich von Bodelschwingh der Ältere (1831 – 1910)
Friedrich Christian Carl von Bodelschwingh, später auch Friedrich von Bodelschwingh der Ältere, war evangelischer Pastor und Theologe in Deutschland. Er arbeitete in der Inneren Mission. Nach ihm sind die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld benannt.
Friedrich Christian Carl von Bodelschwingh kommt am 06.03.1831 als 6. Kind der westfälischen Adelsfamilie Bodelschwingh in Tecklenburg zur Welt.
Sein Vater wird als preußischer Finanzminister nach Berlin berufen und so verbringt Friedrich einige Jahre in Berlin und wächst in dieser Zeit mit dem späteren Kaiser Friedrich III. auf, dessen Spielgefährte er ist.
Weil von Bodelschwingh gerne Menschen helfen möchte, reift in ihm der Wunsch, in die Mission zu gehen. Seine Eltern überreden ihn jedoch, zunächst Evangelische Theologie zu studieren. Er geht zum Studium nach Basel, Erlangen und Berlin und wird 1863 Pastor.
Die Evangelische Mission unter den Deutschen in Paris wird seine erste Gemeinde. In der französischen Hauptstadt leben damals rund 80.000 deutsche Auswanderer, die ihren Lebensunterhalt als Tagelöhner (z. B. als Gassenkehrer) verdienen. Er sammelt in Deutschland Spenden zum Bau einer Kirche und einer Schule auf dem Montmartre.
Als seine Frau Ida nach der Geburt des ersten Kindes an Wochenbettdepression erkrankt, zieht die Familie auf Anraten der Ärzte zurück nach Deutschland. 1869 sterben innerhalb von zwei Wochen seine vier Kinder Ernst, Friedrich, Elisabeth und Karl an Diphtherie. Drei Jahre später wagt das Ehepaar in Bielefeld einen Neuanfang: Friedrich von Bodelschwingh übernimmt die „Anstalt für Epileptische“.
Das Ehepaar bekommt weitere vier Kinder: Wilhelm, Gustav, Frieda und Friedrich. Die Entwicklung der Einrichtung treibt von Bodelschwingh mit enormer Kraft voran, damit immer mehr Kranke und Hilfsbedürftige aufgenommen werden können. Von Bodelschwingh gibt dem Ort den hebräischen Namen „Bethel“, „Haus Gottes“. Bethel ist der alttestamentliche Ort, an dem Jakob von der Himmelsleiter träumte „Wie heilig ist diese Stätte. Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels“ (1. Mose 28, 17).
Wo von Bodelschwingh Not sieht, hilft er schnell und unbürokratisch. Er entwickelt Programme gegen Armut und Arbeitslosigkeit. Sein Motto: „Arbeit statt Almosen“. Er gründet Arbeiterkolonien und setzt als Abgeordneter des preußischen Landtags 1907 das Wanderarbeitsstättengesetz durch.
1885 gründet er in Bielefeld die erste deutsche Bausparkasse, die „Bausparkasse für Jedermann“ und später in Norddorf auf der Nordseeinsel Amrum eine Reihe von Hospizen, in denen Menschen in christlich geprägter Umgebung Urlaub machen können.
Um an Spenden zu gelangen und um Bedürftigen Arbeit zu verschaffen, entwirft von Bodelschwingh mehrere, für seine Zeit ungewöhnliche und kreative, Konzepte. So gründet er die Brockensammlung, eine Altkleidersammlung, deren Idee auf das Jesus-Wort aus Joh 6,12 zurückgeht: „Sammelt die übrig gebliebenen Brocken, damit nichts verloren geht.“ Heute ist sie der größte Secondhand-Verkauf in Bielefeld und Umgebung, und die „Neue Arbeit Brockensammlung“ in Göttingen bietet langzeitarbeitslosen Erwachsenen und Jugendlichen Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen.
Die Söhne von Bodelschwinghs werden ebenfalls Pfarrer und sind in der Diakonie tätig, die Tochter führt nach dem Tod der Mutter 1894 den Haushalt ihres Vaters und organisiert seine Reisen. Als er am 2. April 1910 stirbt, übernimmt sein Sohn Friedrich von Bodelschwingh (Pastor Fritz) die Leitung der nunmehr Bodelschwinghschen Anstalten (seit Januar 2010 von Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel).