Der Herrnhuter Stern strahlt über den Adventsauftakt der Emmausgemeinde 2022

Herrnhuter Stern

Die Herrnhuter Brüdergemeine hat ihren Ursprung im Jahr 1722, als Graf von Zinzendorf mährischen Protestanten, die sich aufgrund der Gegenreformation ins lutherische Sachsen geflüchtet hatten, auf seinem Gut Berthelsdorf Asyl gewährte.

Unter des Herren Hut, also Gottes Schutz, schlüpften die Glaubensflüchtlinge und schufen sich in der Oberlausitz mit der Ansiedlung „Herrnhut“ eine neue Heimat, die am Fuß des Hutberges gebaut wurde. Dort wurden früher Schafe gehütet – ein schönes und friedvolles Bild für ihr neues Zuhause.

Aber nicht nur als Gründungsort der Herrnhuter Brüdergemeine ist die zentral zwischen den Städten Löbau und Zittau gelegene Stadt im sächsischen Landkreis Görlitz bekannt, vor allem durch die Produktion der Herrnhuter Sterne und internationale Missionsarbeit ging der Name Herrnhut um die Welt.

Bereits ab dem Jahr 1732, entsandte die Herrnhuter Brüdergemeinde Missionare in entlegene Weltgegenden, mit dem Ziel,  die christlichen Botschaft, die im Verständnis der Herrnhuter die Gleichheit aller Menschen einschließt, zu verbreiten. Da in den Missionsgebieten die Lebensverhältnisse oft widrig waren, schickten die Eltern ihre Kinder, wenn sie das Schulalter erreicht hatten, in die Heimat zurück.

Natürlich konnte das Internat nicht das Zuhause der Kinder ersetzen und besonders in der Advents- und Weihnachtszeit war die Trennung von den Eltern sehr schmerzhaft. Ein Erzieher nutzte den Stern der Weihnachtsgeschichte als tröstliches Symbol um im Mathematikunterricht ein besseres geometrisches Verständnis zu vermitteln und ließ die Internatskinder Sterne aus verschiedenen geometrischen Formen basteln. So wurde also der erste Herrnhuther Stern gebaut: mit 25 Spitzen, 17 viereckigen und acht dreieckigen Zacken. Die ersten Sterne trugen dabei die Farben weiß  und rot: weiß für die Reinheit und rot für das Blut Jesus Christus. Fortan bastelten die Kinder stets am 1. Sonntag im Advent ihre Sterne und trugen damit diesen Brauch in ihre Familien.

Heute gibt es Millionen Herrnhuter Sterne weltweit, ein großer leuchtet jedes Jahr auch in Ramallah, auf dem Sternberg, mitten im palästinensischen Autonomiegebiet. Die Herrnhuter Missionshilfe betreibt dort ein Rehabilitationszentrum für Kinder und Jugendliche mit Behinderung. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie christlichen oder muslimischen Glaubens sind. Sie lernen und arbeiten gemeinsam, um später ein möglichst selbständiges Leben zu führen. Der Krieg in Gaza zwischen der radikal-ismalistischen Hamas und Israel bedroht den Sternberg in der Westbank nicht direkt, doch die Situation im Rehabilitationszentrum ist angespannt.

Brüdergemeinen gibt es in 35 Ländern auf fünf Kontinenten. Aus der Keimzelle Herrnhut ist durch die Mission eine weltweite Kirche mit selbstständigen Provinzen in Afrika, Asien, Amerika und Europa entstanden, außerhalb Deutschlands heißt sie auch „Moravian Church“ oder „ Iglesia Morava“. Heute hat die Herrnhuter Brüdergemeine in Deutschland etwa 6.000 Mitglieder, die Mehrzahl der weltweit über 1 Mio Mitglieder jedoch lebt in Afrika, in Nord- und Mittelamerika und in der Karibik. Ihren Hauptsitz hat die Evangelische Brüder-Unität aber nach wie vor in Herrnhut.